09/2007
Der geleimte Tuchberg

Aus dem Handbuch zum Krippenbau

Die uralte Technik den Krippenberg mit einem geleimten Tuch zu bauen ist längst in Vergessenheit geraten. Man verwendet sie nicht mehr. Längst ist die Leichtbauweise des vorigen Jahrhundert durch Materialien der Neuzeit abgelöst worden und nur mehr fallweise erinnert man sich dieser einst so bewährten Krippenbaumethode.

Was versteht man unter einem Tuchberg?

Unter einem Tuchberg versteht man eine felsenähnliche Krippenlandschaft, die durch geleimte Leinentücher, über ein Holzgerüst gezogen, nach dem Trocknen ein natürlich wirkendes Gelände entstehen ließen.

Bildbeschreibung: Ein alter Krippenberg aus geleimten Tuch ( Fotonachlass Finsterwirt )

Bereits 1928 schrieb Ferdinand Plattner, ein passionierter Krippenbauer:

Über den Krippenberg aus Tuchstoff brauche ich nicht viel zu sagen, man macht sie ja nicht mehr so oft. Aber ganz übersehen will ich ihn doch nicht, weil auch auf einem Rindenberg – bei einer Grotte oder Höhle – ein geleimtes Tuch recht praktisch verwendet werden kann!

Welche Materialien hatte man dazu früher?

Leinenstoffe (Selbstgefertigte Leinwand und Stoffe wurden aus eigenen Anbau hergestellt. Dazu wurde Flachs angebaut – geerntet – gebrechelt – gehechelt – gehachelt – gesponnen und abschließend gewebt!)
Heißleim (Perl oder Hautleim!)
Grundkreide, Pulverfarben Umbra gebrannt und Schwarz, Holzleisten,
Nägel, Reisnägel und Nadeln

Wie wurde damals gearbeitet?

1. Auf die Grundplatte wurde mit Holzleisten ein Gerüst aufgestellt. Für Geländeerhöhungen und Bergspitzen hatte man stehende Hölzchen fixiert.
2. vorbereitete Tuchflecken wurden in einer Mischung von heißem Leimwasser, Grundkreide und Pulverfarbe getaucht und zum Trocknen flach aufgelegt.
3. Nach dem Trocknen wurde die steife Tuchplatte wie Packpapier zerknittert und vorsichtig über das vorbereitete Holzgestell gebreitet. Die Geländeoberfläche wurde solange gebogen und gerichtet, bis man die gewünschte Form erreicht hatte.
4. Dadurch, dass nachträgliches Bemalen den trockenen Stoffberg wieder aufweichen würde und teilweise in sich zusammensacken ließe, wurde in die Leimkreidemischung bereits Farbe mitgemischt, sodass abschließend nur mehr farbliche Ausbesserungen an kleinen Stellen notwendig waren.

Was es in einem alten Buch über Krippenberge
aus Tuchstoff zu lesen gibt …

Es sei vor allem aufmerksam gemacht, dass es nicht praktisch ist, wie es in den meisten Fällen geschieht, das Tuch auf das Holzgerüste aufzulegen und dann mit Leimwasser und Grundkreide zu überstreichen, um die Leinwand hart und steif zu machen. Dadurch kommt jener Fehler zum Vorschein, den die Tuchberge häufig aufweisen, nämlich die für einen Berg so unnatürliche Tuchfalten. Da kannst du mit dem größten Fleiße arbeiten, aber immer wird dir die Leinwand weich , klebt an dem Pinsel und anstatt einer Höhle hängt ein Bauch herab.

Gruß
Peter Schrettl