10/2007
Krippenfassen ist eine kreative, künstlerische Tätigkeit. Mit dem Ausdruck Fassen, versteht man eine gängige Arbeitsbezeichnung für Malen oder etwas Bemalen. In Fach- und Künstlerkreisen ist dieser Name vielfach in Gebrauch und bedeutet nichts anderes als einer Figur, oder in unserem Fall der Krippe eine Fassung geben - „Die Krippe wird gefasst!“.
Seit vielen Generationen werden Krippen nach alten, meist überlieferten Methoden mit Pulverfarben gefasst. Wurde früher als Malmittel, (Bindemittel) mit Wasser verdünnter Haut bzw. Heißleim verwendet, – es gab ja nichts anderes – konnte man in den letzten Jahren die zunehmende Verwendung von Kaltleimwasser oder „Capaplex“ immer öfter beobachten.
Wenn es zur „Alten Fassmethode“ Jahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte aus technischen Gründen wenig Alternativen gab, stehen uns in der heutigen Zeit viele neue Farbengenerationen zur Verfügung. Sie sind nicht nur von hoher Qualität (z.B. Farbenkraft und Wasserfestigkeit), sondern durch einfache Verarbeitung für unsere Zwecke besonders geeignet.
Dispersion kennt jeder von uns! Man erhält sie im Farbenhandel oder Baumarkt in unterschiedlichen Güteklassen und Farbtönen. Von Farblos bis Weiß, aber auch von Rot bis Blau oder Gelb und Schwarz. In diesem Fall spricht man von Volltonfarben auf Dispersionsbasis.
Kaufen Sie gute Qualität! Billige, weiße Dispersionsfarben haben meist eine zu schwache Deckkraft (wenig Farbpigmente!) und sind daher für unsere Zwecke weniger geeignet.

Vorteile von Dispersionsfarben!

1.
Einfache Anwendung!

2.
Kein Vorstreichen der Krippe notwendig!

3.
Dispersionsfarben sind mit Wasser verdünnbar. Nach dem Trocknen sind sie wasserfest! Feuchtigkeit und Nässe können der Krippenfassung nichts anhaben!

4.
Kontrollierte Malerei! Farben werden nach dem Trocknen zwar einen Farbton dunkler, während des gesamten Malvorganges hat man aber die Farbgebung unter Kontrolle. Man braucht nicht, - wie bei Pulverfarben - auf das Ergebnis warten, das erst nach dem Trocknen sichtbar wird!

5.
Patina, in Krippenkreisen auch „Veralterungsfarbe“ genannt, wird erst nach Abschluss der Fassarbeiten aufgetragen und gibt der Krippe etwas Besonderes! Man erreicht mit einfachen Mitteln Natürlichkeit, die bei der Pulverfarbmethode nicht möglich ist. (Verwischung!)

Das wird gebraucht!

Werkzeuge:
3 verschiedene, flache Borstenpinsel 2 – 5 cm breit, 2 kleinere, steife Rund oder Flachpinsel 4 - 6 mm, 1 Schwamm, einige leere Gläser, 1 Eimer oder Plastikschüssel, einige Probebrettchen und weiche Putzlappen.

Farben:
Für eine Krippe mittlerer Größe benötigen Sie circa ½ Kg weiße Dispersionsfarbe, ein kleines Fläschchen Farbkonzentrat Beige, oder „Pintasol Umbra“. Je eine kleine Menge Volltonfarben Oxydrot, Umbra gebrannt, Schwarz und Braun! (Auch Pulverfarben sind zum Mischen geeignet!)

Zubereitung: Rühren Sie in die weiße Dispersion etwas Beige Konzentrat, bis Sie eine hellbeige Farbe erhalten. Vorsicht, nicht zu dunkel mischen. Durchs Trocknen wird Dispersionsfarbe um einen Farbton kräftiger! Außerdem wird durch die Patina die Krippe dunkler. Machen Sie auf ein Brettchen zuerst eine Farbprobe.

Patina:
Die Patina, in Krippenkreisen als Veralterungsfarbe bekannt, dämpft die frischen Farben etwas ab und lässt die Krippe natürlich wirken.
Zur Herstellung brauchen Sie ½ Liter nicht zu starkes Leimwasser, (Rezept aus den Krippenbaukursen bekannt!) 2 EL Pulverfarbe Umbra gebrannt, 1 EL Pulverfarbe Ocker und ½ TL Pulverfarbe Schwarz. Alle Angaben sind nur cirka Maße. ( EL = Esslöffel, TL = Teelöffel )
Zubereitung: Geben Sie in das vorhandene Leimwasser die angegebenen Farben. Das Ganze rührt man kräftig um und achtet darauf, dass sich die Farben gut auflösen.
Vorsicht! Die Beize nicht zu dunkel mischen. Machen Sie auch hier eine Probe!

So wird’s gemacht!

Fassen:
Bevor man mit dem Fassen beginnt, wird die Krippe gründlich entstaubt, am besten mit dem Staubsauger.
Mit einem breiten Borstenpinsel streichen Sie die komplette Krippe. Achten Sie darauf, dass keine Stellen vergessen und die Farbe dünn ausgestrichen wird. In den Vertiefungen sammelt sich gern überschüssige Farbe an. Mit dem Pinsel gut verstreichen!
In die noch feuchte Farbe wird in tiefere Geländeteile und Häuserecken etwas dunklere Farbe (Ocker) sparsam aufgetragen und nass in nass ausschattiert.
Man sollte mit oxydrot, beige oder generell mit dunkler Farbe sehr sparsam umgehen. Steine mit Gefühl malen. In diesem Fall gilt: „Weniger ist mehr!“

Ist die Krippe zur Zufriedenheit gefasst, muss sie gut durchtrocknen! Ist dies nicht der Fall verwischt man beim nächsten Arbeitsgang, dem Patinieren die komplette Krippe und alle Arbeit war umsonst. Als Anhaltspunkt gilt: „Zum Patinieren muss die Krippe knochendürr sein!“

Patinieren:
Man patiniert die Krippe nicht in einem Stück, sondern in mehreren Etappen. Zuerst tragen Sie die Farbe satt auf, lassen alles ein wenig anziehen und wischen mit einem gut ausgedrückten, jedoch feuchten Schwamm solange über die Oberflächen, bis die Geländestruktur voll zur Geltung kommt. Dabei ist zu beachten, dass man nicht durch zu starken Druck das Gelände aufreibt. Den Schwamm immer gut auswaschen und dies so lange wiederholen, bis Ihnen der Farbton der Krippe gefällt.
Mit dem Pinsel streicht man die überschüssige Patina aus Kanten und Ecken die mit dem Schwamm nicht erreicht werden kann.

Konturen Ausziehen:

Um die Konturen des Krippengeländes und deren Stadtteile etwas deutlicher herauszuheben, zieht man mit einem Farbpinsel leicht über Gebäude und Geländeerhebungen.
Man nimmt dazu einen mit wenig Krippenfarbe benetzten, breiten Pinsel und streicht ihn auf einem Brettchen ziemlich trocken!
In leichten, schwungvollen Bewegungen streicht man mit den Pinselspitzen über Kanten und Ränder und achtet dabei, dass nur ein Hauch von Farbe aufgetragen wird. Die Helligkeit der Farbe kommt erst nach dem Trocknen voll zur Geltung. Also, aufgepasst!

Gutes Gelingen wünscht Euch

Schrettl Peter

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