7/2009
3. Teil

Das Fassen der Krippenfiguren

Wer von uns weiß schon genau, welch stille Talente in ihm schlummern? Warum also nicht den Versuch machen, einer wunderschönen Krippentätigkeit, dem Fassen (Bemalen) von Krippenfiguren näher zu kommen?

Aus diesem Grunde stellen sich am Beginn mehrere Fragen:

Was versteht man unter Fassen?
Die Sprache der Farben
Wie mische ich die Farben?
Wie beginne ich zu malen?

Das alles hört sich schwer und kompliziert an, ist es aber nicht. Um all das zu lernen und zu verwirklichen, werden in der Folge die Arbeitsgänge in kleinen Schritten und einer leicht verständlichen Art beschrieben.

Was versteht man unter Fassen?

Fassen ist eine kreative, künstlerische Tätigkeit. Mit dem Ausdruck Fassen, versteht man nicht nur das „Färbeln“ des Krippenberges, sondern ganz allgemein die Arbeitsbezeichnung für Malen oder Figuren bemalen.

„Die Sprache der Farben“

Die Sprache der Farben ist seit Jahrhunderten bekannt und man hat sie stets zu deuten gewusst. Ihre Bedeutung ist unterschiedlich.
Die Farben der Heiligen haben seit jeher eine zugeordnete Bedeutung und spielen in der Krippe eine besondere Rolle. Früher gab es keine Chemie und so kannte man nur Erdfarben. Die Farbenkraft war daher nicht so intensiv wie bei heutigen Farben, aber man erreichte damit harmonische, sanfte, Farbtöne.

Das Farbmischen

„Nur Kreativität kann ewig wachsen!“

Das Mischen von Farben unterliegt, einfachen Gesetzen. Hat man sie einmal begriffen, wird man gut mit ihnen zurechtkommen. Diese Regeln gelten nicht nur für Pulver- oder Dispersionsfarben, sondern für alle Farben.
Der für den Umgang mit Farben geltende Grundsatz heißt: zunächst probieren, wie sich die verschiedenen Farben miteinander mischen lassen.
Nur durch Versuche wird man erfahren können, was eine Farbe, gemischt mit einer zweiten ergibt. Ob sie zu dunkel oder zu hell ausfällt und der gewünschten Farbvorstellung entspricht.

Man beginnt man mit dem Mischen der Farben
Dispersions- oder Volltonfarben sind gebrauchsfertige Produkte.

Der gewünschte Farbton wird nach „Gefühl“ zubereitet
Farben sollen einen sahneartigen Charakter haben. Bei Bedarf rührt man Wasser dazu bis eine streichfähige Farbe entsteht.

Ausgeprägte Farben, wie Signalrot, Zitronengelb oder Giftgrün sind auf Grund ihrer Leuchtkraft zu intensiv und werden deshalb nur im abgetönten Zustand verwendet.

Für die Hautfarbe verwende ich Weiß, Siena und etwas Grün. Aber auch Beige und ein Hauch Rot ist manchmal nötig. Ich mische mir immer eine größere Menge, damit ich während der Malarbeiten immer von der gleichen Farbe einen kleinen Vorrat habe.

Auch andere Farbtöne sollten gewissenhaft gemischt werden. Man spricht von „Brechen“ oder von der Weichheit der Farben und meint damit, dass z. B. Signalrot mit etwas Grün abgedämpft oder die Farbmischung Oxydblau mit Weiß und ein wenig Schwarz wesentlich zum Gesamteindruck einer Figur und einer dezenten Farbharmonie beitragen kann.

Widmen sie einige Minuten den Figurenrohlingen

Bevor man mit der Farbe beginnt, sollte man jeden Figurenrohling aufmerksam betrachten, um feststellen zu können, ob alle Gießgrate entfernt sind und alle Details ausgeprägt sind. Nur wenn alle Merkmale erkennbar und alle Körperpartien, Gesichtszüge oder Kleiderfalten ungefähr auszumachen sind, vermag man eine Figur zu malen.

Malbeginn

Auf dem Arbeitstisch ist alles vorbereitet. Farben, Pinsel, ein Glas Wasser zum Auswaschen der Pinsel und ein anderes zum Verdünnen der Farben. Die Dispersionsfarben setze ich auf eine Malpalette, und zwar so, dass Schwarz und Weiß voneinander getrennt sind. Wenn das alles gerichtet ist, kann’s losgehen.
Am Beginn wird man sich mit Hilfe von Malvorlagen zufrieden geben und an diesen Vorgaben festhalten. Das ist auch gut so. Man bekommt dabei Sicherheit und ein gutes Gefühl für Farbe und Malweise.

Meist beginne ich mit der Gesichtsfarbe. Von dieser Farbe sollte man etwas auf Vorrat haben, sie wird während der Arbeit immer wieder gebraucht.

Mit einem größeren Pinsel male ich alle Hautpartien, wie Gesicht und Hände. Dabei achte ich auf keine Begrenzungen. Ganz im Gegenteil! Ich male ganz bewusst über alle Kanten und Ränder hinweg.

Damit meine ich, dass ein Gesicht vorerst nicht genau bis zum Kragen oder Haaransatz gemalt werden muss!
Erst in einem weiteren Arbeitsschritt, z.B. mit der Haarfarbe, male ich genau zum Gesichtsrand.
Dasselbe gilt nicht nur für Hände und Füße, sondern auch beim Rock, dem Hemd und Ähnlichem. Durch diese Methode spart man viel Zeit!

Richtig gemischte Farben spielen bei Figuren, aber auch bei Häusern, Kirchen und Bäumen eine wesentliche Rolle. Es ist das Spiel von Licht und Schatten, das an Gebäuden besonders zur Geltung kommt. (Siehe Schattenfarbe!)

Häuser und Stadtteile male ich grundsätzlich mit einem leichten Beige-Orange Farbton und versuche mit entsprechenden Schattierungen die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Es hat sich gezeigt, dass bunte Häuserfronten eine Unruhe ausstrahlen und den Gesamteindruck beeinträchtigen.

Schaut man sich ein Gebäude oder einen Stadtteil genauer an, merkt man, dass alle Ansichten ohne Perspektive dargestellt sind. Man blickt gleichzeitig auf Vorder- und Seitenfronten. Lässt man das Licht von rechts kommen, werden die Schatten an den linken Häuserfronten mit Schattenfarbe gemalt, wie sich auf den nebenstehenden Bilder sehen lässt.

Fortsetzung mit den 4. und letzten Teil, einrichten und fertigstellen der Kastenkrippe im August!

Bis dahin viel Spaß und einen schönen Sommer
wünscht Euch

"Die Krippenwerkstatt"